Rollenspiele
Rollenspiele,
alltägliche, gelegentliche, situationsbedingte, alle fest programmiert und jederzeit aus dem aus dem Nichts abrufbar.
Ungehört verhallen Hilferufe.
Ungehört, weil nie laut ausgesprochen.
Hilfe empfängt man nicht, Hilfestellung gibt man.
Stark sein ist gefragt, stark sein ist cool. Stark sein erntet Bewunderung, Anerkennung.
Nur wer stark ist hört: „Toll, wie du das machst.“
Schwäche zeigen wird quittiert mit: „Lass dich nicht so hängen. Augen zu und durch. Das Leben ist eben kein Ponyhof.“
Kontrolle behalten, den Überblick gewinnen, lenken, möglichst alles im Blick, damit es keine Überraschungen gibt. Überraschungen bringen das feingesponnene Werk der Programmierungen durcheinander. Gefühle können durch die Netzlöcher entfleuchen.
Alles, bloß keine Überraschungen.
Was aber, wenn zwischen zur Schau getragenen Stärke und innerem Empfinden eine Diskrepanz herrscht. Wenn man längst nicht so cool ist, wie alle glauben?
Was ist, wenn man gelernt hat mit sich selbst hart zu sein, wo es Weichheit erfordert?
... wenn man verdrängt, statt sich auseinanderzusetzen?
... wenn man fest gebündelt die Form bewahrt, weil man fürchtet auseinanderzufallen, wie ein Bündel Stroh, sobald ein Knoten geöffnet wird?
Rollenspiele,
alltägliche, gelegentliche, situationsbedingte, alle fest programmiert und jederzeit aus dem aus dem Nichts abrufbar.
Aber je komplexer das Programm wird, umso unüberschaubarer wird es auch. Es schleichen sich langsam Fehler ein, im Laufe der Jahre auch Nachlässigkeiten, weil man wird zu sicher. Doch dann plötzlich kommt sie, die Überraschung, die, die man nie wollte, die man verhinderte, indem man alles kontrolliert im Blick hatte.
Aber ..., alles lässt sich eben nicht kontrollieren.
Was dann, wenn durch sie ein Knoten gelöst wird?
Zuerst bröselt nur etwas Stroh, nicht viel, unmerklich, nur ein bisschen. Es beginnt sich anders anzufühlen. Doch der Druck, der innen herrscht, spürt den freigewordenen Weg und drängt und drückt ...
Explosiv entlädt sich alles, was einst gut gehütet.
Rollenspiele,
alltägliche, gelegentliche, situationsbedingte, alle fest programmiert und jederzeit aus dem aus dem Nichts abrufbar – greifen nicht mehr.
Zurück bleibt ein heilloses Chaos, ungeordnet, unstrukturiert ...
Sortieren ist angesagt, neuordnen, ausmisten, loslassen ... und möglichst nicht wieder einschnüren.
Es ist nicht leicht, alte Programme durch neue zu ersetzen.